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Die Entstehung der Landkarte

Landkarten sind heute nicht mehr wegzudenken. Sei es im privaten oder gewerblichen Gebrauch – fast täglich kommen wir mit ihnen in Berührung.
Es braucht dafür nur einen Klick im Internet und schon eröffnet sich einem die ganze Welt.

Was sind eigentlich Landkarten?

Nach der heutigen Definition ist eine Landkarte eine „auf einem (meist zusammenfaltbaren) Blatt in maßstäblicher Verkleinerung dargestellte Abbildung der Erdoberfläche oder bestimmter Ausschnitte davon“.
(Zitat „Oxford Languages“)

Das war natürlich nicht immer so, die Entstehung der Landkarten reicht weit zurück und die Ersten unterscheiden sich wesentlich von den Heutigen.

Die ersten kartographischen Darstellungen

Menschen haben seit jeher versucht, geografische Gegebenheiten festzuhalten. Dazu zählen auch Zeichnungen im Sand oder mündliche Beschreibungen, weswegen es unmöglich ist, die Entstehung der ersten „Landkarte“ zu datieren.

Nichtsdestotrotz gibt es einige Funde, die die Entwicklung der Kartographie dokumentieren.
Ein Stück Mammut-Elfenbein, auf dem man Gravierungen gefunden hat, wird auf etwa 13.000 v. Chr. geschätzt. Die Gravierungen könnten die Hütten eines Wohnplatzes darstellen, was sie zu der ältesten bekannten Landkarte machen könnte.

Ein anderer Anwärter auf die älteste kartographische Darstellung ist eine Wandmalerei aus dem Zeitraum 6200 v. Chr., die 1963 bei Ausgrabungen einer neolithischen Siedlung im türkischen Çatalhöyük gefunden wurde. Die Malerei stellt die Siedlung und den Doppelgipfel des Vulkans Hasan dar.

Circa 3.800 v. Chr. fingen die Menschen in Mesopotamien damit an, kartographische Dokumente systematisch auf Tontafeln zu erstellen, von denen auch heute noch einige erhalten sind.
Vor allem in Ägypten und China wurde die Kartenerstellung um 2.000 v. Chr. durch systematische Geländevermessungen verbessert, die zur Herstellung von regionalen Karten genutzt wurden.
Die älteste erhaltene Weltkarte ist eine Tontafel, die das babylonische Weltbild als Kreis darstellt und von Wasser umgeben ist. Sie wird auf 600 v. Chr. datiert und wurde im Irak gefunden.

Wer erfand die Landkarte?

So wie es unmöglich ist, die erste Landkarte zu bestimmten, so ist es auch unmöglich zu sagen, wer der Erfinder der Landkarte ist.

Es gibt aber Personen im Laufe der Geschichte, die die Entwicklung von Karten maßgeblich geprägt haben.

Der erste überlieferte Name ist „Anaximander von Milet“, der von circa 611 bis 546 v. Chr. gelebt hat. In der griechischen Antike wurde die Geografie und damit auch die Kartographie zu einer wissenschaftlichen Disziplin, wodurch sich viele griechische Gelehrte mit der Erde beschäftigten. Unter ihnen auch der Philosoph, Astronom und Astrophysiker Anaximander, der als Erster eine Weltkarte entwirft mit der damalig bekannten Verteilung von Meer und Land. Diese Karte ist zwar verschollen, wurde jedoch in den Werken von Hekataios von Milet verwendet und ergänzt, was eine ungefähre Rekonstruktion Anaximanders Karte ermöglichte.

Fortschritte im Laufe der Zeit

Antike

Die Kartographie der Römer basierte auf den griechischen Erkenntnissen, allerdings verfolgten sie mit ihren Kartendarstellungen eher einen praktischen als einen wissenschaftlichen Nutzen. So stellten sie beispielsweise die Erde wieder als Scheibe dar, was für sie keinen Unterschied machte, da sie mit den Karten hauptsächlich Wege- und Straßennetze, Grundstücksmarkierungen sowie die Ausdehnung des Römischen Reichs darstellten.

Mittelalter

Während dieser Zeit waren die Araber führend auf dem Gebiet der Kartographie, denn aufgrund des verstärkten Handels und der Expansion ihres Reiches benötigten sie bessere Karten.
Sie sind auch die Ersten, die 900 n. Chr. den Erdumfang genauer berechnen konnten als die Griechen (Eratosthenes, ca. 240 v. Chr.).
Ihre Erkenntnisse dienten unter anderem auch als Grundlage für die europäischen Entdeckungen der Neuzeit.

Neuzeit

In Europa gab es lange Zeit keinen Fortschritt, da das Weltbild stark von der Kirche und ihren Ansichten geprägt wurde. Das änderte sich erst mit der zunehmenden Seefahrt im 15. Jahrhundert.
Das christliche Weltbild konnte den immer neuen wissenschaftlichen Entdeckungen nicht standhalten und die vielen Entdeckungsfahrten der Niederländer, Spanier, Portugiesen und Engländer machten genaue und objektive Karten notwendig.
Durch die Verbreitung des Buchdrucks konnten Landkarten auch immer schneller und massenhafter verbreitet werden.
Atlanten, Meilenscheiben, Reisekarten, Stadtpläne und Stadtkarten aus der Vogelperspektive wurden bekannter, die maßgebendste Weltkarte zu der Zeit kam aber aus dem Jahr 1569 von Gerhard Mercators, denn sie war die erste winkeltreue Weltkarte. Diese ‚Mercator-Projektion‘ ist auch heute noch Grundlage für digitale, auf Satelliten basierende GPS-Karten.
Der Urtyp der topographischen Karten (eine Karte, auf der Geländeformen, Siedlungen, Gewässer, Wege, Grenzen und andere sichtbare Details dargestellt werden) war die „Carte de Cassini“, die 1793 von Jacques Cassini und dessen Sohn César veröffentlicht wurde. Sie teilten Frankreich in Dreiecke auf, vermaßen diese und erstellten so die erste exakte Gesamtkarte Frankreichs mit allen topographischen Details.
Im 19. Jahrhundert wurde es außerdem möglich, erstmals farbige Landkarten mithilfe der Lithographie herzustellen, was diese leichter verständlich und anschaulicher machte.

Seit dem 20. Jahrhundert

Große Fortschritte gab es vor allem im 20. Jahrhundert. Durch die Industrialisierung wurde die Herstellung und Reproduktion von Karten sehr viel einfacher und auch Flugzeuge, Kameras, Satelliten und Computer halfen maßgeblich bei der Erstellung neuer und noch präziserer Landkarten.
Vor allem die Daten und Bilder aus dem Weltraum ermöglichten dreidimensionale Karten von jedem Fleck der Erde.
Auch die Arbeit der Kartographen selbst wurde mit modernen Geoinformationssystemen (GIS) am Computer erheblich erleichtert.

Wer zeichnet Landkarten (heute)?

Wie die Landkarten selbst hat auch der Beruf „Kartograph“ eine lange Geschichte hinter sich.
Offiziell wurde der Ausbildungsberuf des Kartographen in der Mitte des 20. Jahrhunderts eingeführt.
Die Menschen, die sich davor mit dem Erstellen von Landkarten beschäftigten, waren zumeist Wissenschaftler verschiedenster Bereiche, später auch Personen aus dem Verlagswesen oder Künstler, die sich nur ‚nebenbei‘ mit der Kartographie befassten.
Im August 2010 wurde die Berufsausbildung zum Kartographen durch die Ausbildung zum Geomatiker abgelöst, was die Ausbildung um Inhalte wie Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Kundenorientierung ergänzt und sie generell der Arbeit mit den modernen Medien anpasste.
Auch heute stellen Kartographen noch die Vorlagen für kartographische Darstellungen her.
Diese Arbeit geschieht heute allerdings zumeist am Computer in einem GIS-Programm (Geoinformationssystem), nur noch selten werden Karten tatsächlich per Hand gezeichnet.
Für die Erstellung werden gesammelte Daten von Satellitenaufnahmen, Katasterplänen und anderen Quellen verwendet, um neue Karte zu erstellen oder alte zu korrigieren und zu aktualisieren.

Wie läuft der Entstehungsprozess ab?

Da die Karten heute sehr viel komplexer sind als früher, arbeiten Kartographen auch nicht mehr allein an der Entstehung einer neuen Landkarte. Neben den Kartographen arbeiten noch Grafiker und Thematiker mit an den Karten. Der Thematiker ist hauptsächlich für den Inhalt, der abgebildet werden soll, zuständig und steuert externes Wissen bei, während der Kartograph für die technische Ausführung – unter Einhalt der Regeln für die Karte – verantwortlich ist.

Aber wie fängt man an?

Zuerst wird die Größe der Karte geplant, also auch der Maßstab festgelegt, der wiederum die Detailfülle bestimmt.
Dann werden die Daten recherchiert und ausgewertet, die für den Inhalt der Karte benötigt werden.
Weiter geht es in Computer Programmen, in denen der Kartograph die Grundkarte vektorisiert, also die linearen Elemente wie Straßen, Flüsse etc. einzeichnet. Hierbei gilt es einen Kompromiss zu finden, die Lesbarkeit der Karte trotz einer möglichst realitätsnahen Abbildung zu erhalten.
Für topographische Inhalte sowie zum Beispiel für die Schriftgröße von Städten gibt es spezielle graphische Richtlinien, an die sich der Kartograph zu halten hat. Je nachdem, welchem Nutzen die Karte später dienen soll, werden entsprechend relevante Inhalte recherchiert und hinzugefügt. Dazu zählen beispielsweise Sehenswürdigkeiten, Aussichtspunkte oder Campingplätze auf Wanderkarten.
Zum Schluss wird die Karte geschummert. Das bedeutet, dass die Karte schattiert wird, um einen räumlichen Eindruck der relativen Höhenunterschiede darzustellen.
Nach und während ihrer Entwicklung wird die Karte mehrmals kontrolliert und gegebenenfalls angepasst und verbessert, bis sie dann letztendlich veröffentlicht wird.

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